Unter einem Publikationsverbot versteht man, dass die Texte eines Autors nicht veröffentlicht werden dürfen. Im Fall von Johann Turmair waren die Umstände besonders tragisch, weil seine beiden Hauptwerke immerhin im Auftrag der Wittelsbacher Herzöge entstanden. Aber sie zu drucken wurde verboten. Als Aventinus schließlich selbst, also mit eigenem Geld, einen Druck in Auftrag geben wollte, wurde ihm auch dies untersagt. Aber warum sollten seine Schriften nicht gelesen werden? Aventinus war für die damaligen Verhältnisse sehr kirchenkritisch eingestellt. Im Zuge seiner humanistischen Denkweise setzte er sich über die neuen Denkmuster der Kirche hinweg und kritisierte die Kirche bzw. die katholischen Priester und Bischöfe. Diejenigen, die über Aventins Erfolg zu entscheiden hatten bzw. die Veröffentlichungserlaubnis erteilten, waren die bayerischen Herzöge. Die aber hatten sich vorgenommen, gegen alle Formen der „Ketzerei“ streng vorzugehen. Allerdings kamen viele Besucher nach Abensberg, die den Auftrag erhalten hatten, Aventinus Bücher abzuschreiben. Tatsächlich sandten sogar die Herzöge 1525 den Magister Stephan Gartner, damit er die „Annalen“ abschrieb.
Erst 1554 werden die „Annalen“ gedruckt, weil Herzog Albrecht V. den Ingolstädter Poetikprofessor Hieronymus Ziegler damit beauftrage. Allerdings gab er ihm zuvor auch den Auftrag, alle kirchenkritischen Stellen zu entfernen. Es kam also zur Zäsur. Obwohl ohnehin die „gereinigte“ Fassung gedruckt worden war, wurde Aventinus auf dem Triester Konzil auf die päpstliche Liste der verbotenen Bücher gesetzt. Berühmt-berüchtigt war sein Werk also durchaus. Papst Pius IV. betitelt Aventinus als „glaubensfeindlichen Autor erster Klasse“ („auctor haereticus prima classis“).
Erst 1566 wurde die „Baierische Chronik“ in Frankfurt am Main (also nicht in Bayern, sondern – für damalige Verhältnisse – im Ausland) gedruckt.
Nachdem die Bücher schließlich an die Öffentlichkeit gelangt waren, dauerte es nicht lange, bis Johann Turmair alias Aventinus deutschlandweit berühmt wurde. Leider erlebte er das nicht mehr.
Schreibauftrag und Publikationsverbot – wie passt das zusammen?